Archiv

Mr. Collins USA-Reise - der Bericht

Impressionen von der Reise
powered by Floatbox
G.S.E. - das ist das Programm der Rotary Foundation zum Studiengruppenaustausch. Es ist uns gelungen, unseren Schulleiter, Mr. Collins, für vier Wochen einen Aufenthalt in den USA zu ermöglichen. Über die Vorbereitung dieses Unternehmen und den damit verbundenen Schwierigkeiten haben wir auf unserer Webseite bereits berichtet. Hier nun der Bericht von Mr. Collins:

Endlich einmal schlafen! Dafür stand für uns am Ende die Abkürzung G.S.E. (Get Sleep Eventually) - besonders während der letzten Tage des Programms.

Eines der Anliegen dieses Austauschprogramms ist es, gegenseitiges Verständnis und die Wertschätzung verschiedener Kulturen zu fördern. Im weiteren Sinne trägt es zum friedlichen Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, verschiedener Herkunft und Religion bei.

Mir als Person hat das Programm die Augen geöffnet - nicht nur, weil ich dadurch die Möglichkeit bekam, die andere Seite der Welt kennen zu lernen und in gewisser Weise einmal Urlaub zu machen.

Vor allem anderen war es eine einzigartige Erfahrung für mich, auszuprobieren, wie ich mit fremden Menschen in einer neuen Umgebung weit weg von meinem Zuhause zurechtkommen würde.

In Minnesota, von Minneapolis bis zu den weiten Agrarlandschaften Gaylords, fühlte ich mich zu Hause, obwohl mein Zuhause tausende Meilen entfernt war. Es wäre ein aussichtloses Unterfangen, all die Erfahrungen in Worte zu packen, die ich während dieses ganzen Monats gesammelt habe.

Da sich unsere Gruppe aus Mitgliedern unterschiedlicher Fachbereiche zusammensetzte, besuchten wir vom zweiten Tag an sämtliche Arten von Meetings. Wir erhielten Führungen durch die Universität von Minnesota und die Stafford-Bibliothek in Woodbury. Wir besuchten eine Charter-School in der Innenstadt und die Hauptstadt, wo wir im Haus des Senats eine Sitzung der Abgeordneten miterleben konnten. Wir trafen einen Richter des obersten Gerichtshofes, überquerten den Mississippi an seinem Ursprung, im Hafen von Itasca, zu Fuß, konnten die erst vor kurzem entdeckten "Schriftrollen vom Toten Meer" im naturwissenschaftlichen Museum bewundern und besuchten St. Michael, eine Schule in Monticello und die Sauk Centre High School - um nur einige Beispiele zu nennen!

Im Rahmen meines Fachbereiches stellen die beiden zuletzt genannten Schulen für mich die Höhepunkte des Programms dar. Ich hatte zahlreiche Gelegenheiten, mich mit den Schuldirektoren, den Lehrern und sonstigem Personal auszutauschen. Verschiedene Aspekte waren für mich während meines Besuches besonders auffällig. Es war offensichtlich, dass den Lehrern ein großes Maß an Verantwortung übertragen wurde - wobei gleichzeitig der Nutzen sehr hoch war. Diese Verantwortung stellt einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung der Moral bei den Lehrern dar - was sich wiederum in besseren akademischen Leistungen widerspiegelt.

Ebenfalls bemerkenswert war die technische Ausstattung, die aus der zur Verfügung stehenden Anzahl von Computern ersichtlich wurde.

Im Unterricht ist außerdem die neue Technologie der Smart Boards (interaktive White Boards) eine beachtliche Erleichterung. Ich nahm an einigen Unterrichtsstunden teil und mein genereller Eindruck war, dass die Wissensvermittlung mehr auf die Lernenden ausgerichtet ist. Die Möglichkeit, zahlreiche praktische Erfahrungen zu sammeln, hat einen hohen Stellenwert neben der mitunter eintönigen, bloßen Vermittlung theoretischen Wissens.

Die Schulen legen nicht nur Wert auf ausgezeichnete akademische Leistungen sondern auch auf außer-schulische Aktivitäten.

Jede Erfahrung hat jedoch auch ihre Schattenseiten. Eine solche war für mich die Teilnahme an einer Spendenaktion für ein Heim in Nairobi, in dem behinderte Kinder untergebracht werden sollen. Stereotypisch argumentierend, präsentierten die Organisatoren ein trauriges, mit verzerrten Fakten untermauertes Bild der Situation. Es als statistischen Fakt anzuführen, dass 75% der Studenten der Universität von Nairobi der Meinung seien, eine Behinderung sei eine Art Fluch, ist nicht nur arrogant, sondern spricht den Studenten auch ein gewisses Maß an Intelligenz ab.

Ich würde diesem Bericht nicht gerecht werden, wenn ich den Stamm der Midewakanton nicht erwähnen würde (ein Shokupee Indianer Stamm). Es war erstaunlich zu sehen, in welchem Ausmaß ein Hobby unser Leben beeinflussen kann. Der Vize-Häuptling dieses Stammes Glynn A Crooks war unglaublich. Sein Hobby ist es, Dinge zu kopieren. In seinem Haus hat er eine exakte Nachbildung des ovalen Regierungsbüros im Weißen Haus. Zumindest behauptet er das. Wenn man genau hinschaut, hat man aber keinen Grund an seinen Aussagen zu zweifeln, denn er ist ein enorm reicher Mann. Positiv hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass er Millionen von Dollar investiert, um die Bedürftigen seines Stammes zu unterstützen.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Behauptung, die USA seien das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, tatsächlich wahr ist. Hier konnte ich mit eigenen Augen sehen, dass es sich bezahlt macht, hart zu arbeiten. Wir konnten uns an nahezu allen Orten, die wir besucht haben, selbst davon überzeugen.

Bei 3M beispielsweise, einem der größten Arbeitgeber Minnesotas, trafen wir eine 30 Jahre junge Frau aus Somalia. Sie kam als Flüchtling in die USA und ist heute eine der leitenden Ingenieurinnen des Unternehmens.

Wir lernten außerdem einen Mann aus Ghana kennen, der aufgrund des Bürgerkrieges aus seiner Heimat geflohen war. Heute ist er ein erfolgreicher Ingenieur für Elektrotechnik.

Beeindruckend war für mich auch eine der Charter Schulen, an der 98% der Schüler Somalis sind.

Insgesamt war mein Aufenthalt eine wertvolle Erfahrung die mir gezeigt hat, dass wir manchmal nicht nur für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun, verantwortlich sind (Molière möge mir verzeihen).